010 - Reha bei Long Covid
Shownotes
**Folge 10: Reha bei Long Covid **
„Es rufen immer mehr Leute an, die nicht wissen, was sie machen sollen, welche Klinik für sie passend ist und ob sie überhaupt eine Long-Covid-Reha machen können.“ (Tim Becker, Produktmanager für den Dr. Becker Infoservice)
Ja, es gibt sie inzwischen: Eine Reha für Long Covid- / Post Covid-Betroffene mit eigenem Diagnoseschlüssel. Aber welche Klinik ist für mich geeignet, wenn ich unter verschiedenen Long Covid- / Post Covid-Symptomen leide? Wie beantrage ich überhaupt eine Reha und wer übernimmt die Kosten dafür?
Darüber sprechen wir in dieser Podcastfolge mit Tim Becker (Produktmanager für den Dr. Becker Infoservice) und Jil Lattek (Diplompsychologin). Wir erfahren, welche Anträge es zu stellen gilt, wer beim Ausfüllen hilft und wo die Reha-Anträge einzureichen sind. Außerdem erläutern Tim Becker und Jil Lattek, wer die Kosten für eine Reha übernimmt und dass Sie als Antragsteller:in das Recht haben, sich Ihre Wunschklinik auszusuchen, wenn die Klinik die medizinische Indikation behandelt, unter der Sie leiden. Sollten dann noch Fragen rund um die Reha-Antragsstellung offengeblieben sein, können Sie sich jederzeit kostenlos und unverbindlich an den Dr. Becker Infoservice wenden: https://infoservices.dbkg.de/
[TC 00:01:49] Gibt es eine spezielle Long Covid-Reha?
[TC 00:03:34] Welche Reha ist für mich geeignet?
[TC 00:04:51] Wie beantrage ich eine Long Covid-Reha?
[TC 00:08:40] Welcher Kostenträger übernimmt meine Reha-Kosten?
[TC 00:10:19] „Anschlussheilbehandlung“ nach Aufenthalt im Krankenhaus
[TC 00:11:54] Mein Wunsch- und Wahlrecht
[TC 00:15:33] Welche Kriterien helfen mir, mich für eine bestimmte Klinik zu entscheiden?
[TC 00:17:38] Wann bekomme ich Rückmeldung von meinem Kostenträger?
[TC 00:18:52] Wie lang ist die Wartezeit auf einen Reha-Platz und was mache ich in der Zwischenzeit?
[TC 00:20:45] Reha oder Wunsch- und Wahlrecht wurde abgelehnt – was tun?
[TC 00:22:30] Kontaktmöglichkeit Frühbesprechung oder Dr. Becker Infoservice
Sie haben Fragen zum Thema Long Covid / Post Covid oder Themenvorschläge für neue Podcast-Folgen? Sie möchten uns Feedback zur „Frühbesprechung“ geben? Dann schreiben Sie uns gern: fruehbesprechung@dbkg.de.
Wir freuen uns über Ihre Nachricht!
Wenn Sie Lust bekommen haben, bei uns mitzumachen und in einer unserer acht Kliniken zu arbeiten, finden Sie unsere offenen Stellen unter: https://dbkg.info/6
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ICD-10-Diagnoseschlüssel U09.9
S1-Leitlinie: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/020-027p_S1_Post_COVID_Long_COVID_2021-12.pdf
Verordnung von medizinischer Rehabilitation (Formular 61): https://www.kbv.de/media/sp/Muster_61.pdf
Antrag auf Leistungen zur Teilhabe für Versicherte - Rehabilitationsantrag (Formular G 0100): https://dbkg.de/storage/pxrd4/G0100.pdf
Ärztlicher Befundbericht zum Rehabilitationsantrag der Rentenversicherung (Formular G1204): https://dbkg.de/storage/pe18z/G1204_Deutsche_Rentenversicherung_Befundbericht_zum_Rehabilitationsantrag.pdf
Wunsch- und Wahlrecht: In unserem Video erklären wir Ihnen genau, was das Wunsch- und Wahlrecht ist und wie Sie es ausüben können: https://infoservices.dbkg.de/Live-Chat/1542750142/Kann-ich-mir-eine-Rehaklinik-aussuchen.htm
Wunsch- und Wahlrecht-Formulare für die einzelnen Dr. Becker Kliniken: https://dbkg.de/reha-antrag/antragsformulare
Arbeitskreis Gesundheit: https://www.arbeitskreis-gesundheit.de/
Dr. Becker Infoservice: Online-Services und Chat-Möglichkeit: Dr. Becker Infoservices Tel.: 0221 588 30 822 E-Mail: infoservice@dbkg.de
Transkript anzeigen
Podcast Staffel 2, Folge 010
Reha & Hilfsangebote für Long Covid beantragen
Gäste: Tim Becker, Produktmanager für den Dr. Becker Infoservice
Gäste: Jil Lattek, Diplompsychologin
Moderation: Rebecca Jung, Leiterin Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitDr. Becker Klinikgruppe
Moderation: Gibt es eine spezielle Long Covid-Reha?
Moderation: Welche Reha ist für mich geeignet?
Moderation: Wie beantrage ich eine Long Covid-Reha?
Moderation: Welcher Kostenträger übernimmt meine Reha-Kosten?
Moderation: „Anschlussheilbehandlung“ nach Aufenthalt im Krankenhaus
Moderation: Mein Wunsch- und Wahlrecht
Moderation: Welche Kriterien helfen mir, mich für eine bestimmte Klinik zu
Moderation: entscheiden?
Moderation: Wann bekomme ich Rückmeldung von meinem Kostenträger?
Moderation: Wie lang ist die Wartezeit auf einen Reha-Platz und was mache ich in
Moderation: der Zwischenzeit?
Moderation: Reha oder Wunsch- und Wahlrecht wurde abgelehnt – was tun?
Moderation: Kontaktmöglichkeit Frühbesprechung oder Dr. Becker Infoservice
Rebecca Jung: Herzlich willkommen zur „Frühbesprechung“, dem interdisziplinären Reha-Podcast. Wir haben in der letzten Folge schon darüber gesprochen, inwieweit eine stationäre Rehabilitation Long- beziehungsweise Post-Covid-Betroffenen dabei helfen kann, ihren gesundheitlichen Zustand wieder zu verbessern. Mein Gast, Sabine P., hatte hier einige Bedenken geäußert und das war ja auch schon vor Corona so, dass für viele die Entscheidung für eine stationäre Reha nicht ganz leicht ist. Da tauchen viele Fragen auf. Zum Beispiel, was mache ich in der Zeit mit meinen Kindern oder Hunden? Wie finde ich die richtige Klinik für mich? Wer zahlt die Reha überhaupt? Und was muss ich machen, wenn ich mich dafür entscheide, einen Reha-Antrag zu stellen? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns heute in den nächsten 30 Minuten in der Frühbesprechung. Bei mir zu Gast sind deshalb meine Kolleg:innen Tim Becker, Produktmanager für den Dr. Becker Infoservice und Jil Lattek, Diplompsychologin, und sie bietet unser Expertentelefon für Psychotherapeut:innen an. Hallo, ihr beiden, schön euch zu sehen.
Jil Lattek: Hallo!
Tim Becker: Hallo! Guten Tag!
Tim Becker: Gibt es eine spezielle Long Covid-Reha?
Minute: 00:01:49
Rebecca Jung: Tim, ich fange mal mit dir an. Du arbeitest im Dr. Becker Infoservice, das heißt, du beantwortest Fragen von betroffenen Patient: innen und Interessierten rund um das Thema Reha. Wie viele Anfragen gehen denn bei dir momentan zum Thema Long- beziehungsweise Post Covid und Reha ein?
Tim Becker: Also wir haben festgestellt, dass es immer mehr Anfragen werden und mittlerweile liegen in diesem Jahr ungefähr 60 Anfragen vor.
Rebecca Jung: Tendenz steigend?
Tim Becker: Tendenz auf jeden Fall steigend. Es rufen immer mehr Leute an, die nicht wissen, was sie machen sollen, welche Klinik für sie passend ist, ob sie überhaupt eine Long-Covid-Reha machen können.
Rebecca Jung: Gibt es denn sowas, wie eine expliz … also spricht man wirklich von Long-Covid-Reha?
Tim Becker: Ja, mittlerweile schon. Es gibt sogar im ICD-Code eine eigene Codierung für Long Covid.
Rebecca Jung: Genau. Tim, kannst du das einmal kurz erklären, was ist der ICD-10-Schlüssel?
Tim Becker: Also der ICD-10-Schlüssel, das ist ein internationales Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Das ist wichtig für die Befundsteller und auch für die Kostenträger, damit man genau weiß, um welche Art von Krankheit es sich handelt.
Rebecca Jung: Okay und da gibt es mittlerweile sogar einen offiziellen Schlüssel für Long-Covid-Reha oder für Long Covid, so Long Covid, Post Covid? #00:06:47-9#
Tim Becker: Genau, das ist richtig.
Jil Lattek: Das Interessante ist bei Long Covid, das hier natürlich das Symptom, die Symptome sehr stark variieren können. Das heißt, der Behandler kann unter dem Diagnoseschlüssel 0.09.9, das ist dieser Long-Covid-Diagnoseschlüssel, kann der Behandler eine Long-Covid-Reha beantragen. Und darunter kann dann ganz individuell, ganz verschiedene Symptome aufgeschrieben werden. Das kann dann Erschöpfung sein, also etwas Psychosomatisches sein oder auch etwas Neurologisches sein. Und das ist vor allem das, was jetzt neu ist, ne, dass unter einer Diagnose ganz verschiedene Symptome aufgeführt werden können und damit eine Reha beantragt werden kann.
Jil Lattek: Welche Reha ist für mich geeignet?
Minute: 00:03:34
Rebecca Jung: Ja, genau, ja, darüber hatten wir ja auch schon in den anderen Folgen gesprochen, ne, es ist einfach wirklich so, grade in der ersten Folge, die S1-Leitlinie, ne, dieser interdisziplinäre Tisch, wo dann die Expert:innen drum rumsitzen. Und das auch Professor Peters damals meinte, sie hätte das noch nie erlebt, dass so viele Disziplinen da zusammen arbeiten müssen letztlich, ne, über die Pädiatrie hin zur Kardiologie, Psychosomatik, Neurologie, Dermatologie. Also die Beschwerden sind so vielfältig. Wenn du sagst Leitsymptom, dann übersetze ich das auch nochmal. Es ist, als Leitsymptom gilt wirklich das Symptom, was den Alltag von Betroffenen am meisten einschränkt. Wenn das Schmerzen sind, muskuläre Schmerzen, wäre das wahrscheinlich eine neurologische Reha. Wenn das die Fatigue ist, muss man nochmal genauer hingucken. Ist es eine psychosomatische Diagnose oder, also ein psychosomatisches Symptom, vermutet man eine psychosomatische Ursache oder eine neurologische Ursache, und entsprechend würde ich eine Reha in der Psychosomatik oder der Neurologie beantragen. Tim, wenn ich das beantrage oder mit wem zusammen entscheide ich das denn? Ich weiß das ja vielleicht auch gar nicht als Betroffener, welche Reha, welche Indikation jetzt für mich geeignet ist.
Rebecca Jung: Wie beantrage ich eine Long Covid-Reha?
Minute: 00:04:51
Tim Becker: Also der erste Schritt sollte für die Betroffenen immer der eigene Hausarzt oder ein Facharzt sein. Mit dem bespricht man dann, welche Symptome man hat, woran man grade leidet, was einem grade das Leben schwermacht. Und dieser Arzt würde dann einen dementsprechenden Befundbericht ausfüllen und dort würden dann alle Diagnosen aufgeführt werden, unter denen die Patientin, der Patient grade leidet.
Rebecca Jung: Genau und dann, wie Jil vorhin im Vorgespräch sagte, das Haupt-, also das Leitsymptom steht einfach dann ganz oben, ne?
Tim Becker: Genau.
Tim Becker: und der Arzt würde dann zum einen die Rehabilitationsbedürftigkeit prüfen, dann würde er prüfen, ob die Patientin, der Patient überhaupt eine Reha momentan anzutreten und müsste auch noch eine Prognose erstellen, ob diese Reha den Betroffenen dabei hilft, wieder gesünder zu werden und sich besser zu fühlen.
Rebecca Jung: Ich würde einmal gerne nachfragen, was kann ich unter Reha-Bedürftigkeit verstehen?
Tim Becker: Ja, Reha-Bedürftigkeit ist, dass das Leben momentan für jemanden grade so schwer ist, dass er den Alltag nicht mehr bewältigen kann, ohne in eine Reha zu gehen.
Rebecca Jung: Genau, ja, genau, ich glaube, wir sprechen da von sozialer Teilhabe, beruflicher Teilhabe, ne, wenn das eingeschränkt ist.
Tim Becker: Genau, wenn man seinen Beruf nicht mehr ausüben kann momentan, zum Beispiel.
Rebecca Jung: Okay, dann liegt eine sogenannte Reha-Bedürftigkeit vor. Wir sind in Deutschland, ich gehe davon aus, dass es für all das Formulare gibt. Muss ich jetzt als Betroffene irgendetwas mitbringen zum Arzt oder was macht der Arzt, die Ärztin da jetzt, welche Anträge werden da ausgefüllt?
Tim Becker: Ja, es gibt offizielle Befundberichte für die Kostenträger, die sollte der Arzt eigentlich zur Verfügung haben. Es gibt, wir haben jetzt hier als Beispiel den Befundbericht zum Rehabilitationsantrag der Rentenversicherung. Dieses Formular nennt sich G1204. Und dieses Formular wird dann in der Praxis mit dem Arzt und dem Patienten gemeinsam ausgefüllt.
Rebecca Jung: Okay. Und, Jil, wie ist das bei einer psychosomatischen Rehabilitation?
Jil Lattek: Nee, das ist so, also Patienten können tatsächlich auch bei einer psychosomatischen Reha diese auch beim Psychotherapeuten beantragen. Das heißt, dieser hat dann nochmal ein gesondertes Formular, das ist das Muster 61.
Jil Lattek: Und das füllt dann in der Regel der Psychotherapeut aus, auch gemeinsam mit dem Patienten. Das hat der Psychotherapeut auch vor Ort. Und, ja, der Aufbau ist ähnlich, ne, man hat die Symptome, man hat die Bereiche, unter denen der Patient am meisten leidet et cetera, ja und explizit beim Psychotherapeuten ausgefüllt werden.
Rebecca Jung: Okay, prima. Also wir werden beide erwähnten Formulare in den Shownotes teilen. Genau, wobei, wie gesagt, wenn Sie uns als Betroffene oder Betroffener zuhören, Sie müssen das nicht mitbringen, ne, ihre Behandler, Behandler:innen haben das vorliegen, trotzdem verlinken wir das in den Shownotes. Und das ist dann, Jil, bei den Psychotherapeut:innen aber im Prinzip genau das Gleiche, die müssen auch die Reha-Bedürftigkeit und eine Reha-Prognose angeben, das Formular ist nur ein anderes, korrekt?
Jil Lattek: Ganz genau, ganz genau, korrekt.
Rebecca Jung: Ja, korrekt. Gut, das heißt, ich gehe zu einem Hausarzt, Facharzt oder Psychotherapeuten, Therapeutin, fülle gemeinsam mit dem dieses Formular aus. Was passiert denn jetzt, also an wen, wo muss ich denn den Antrag einreichen?
Jil Lattek: Ich kann einmal kurz antworten für die Psychosomatik. Hier ist das tatsächlich so, dass das der Psychotherapeut macht, der Psychotherapeut schickt das los. Entweder weiß der Psychotherapeut an wen oder er schickt es einfach an die Krankenasse und die Krankenkasse sagt dann, an wen. Und dann heißt es abwarten, ne. Dann heißt es abwarten, wann kriegt man eine Rückmeldung und dann wird in der Regel die Reha dann bewilligt.
Rebecca Jung: Okay. Tim, wie ist das bei den anderen Indikationen?
Rebecca Jung: Welcher Kostenträger übernimmt meine Reha-Kosten?
Minute: 00:08:40
Tim Becker: Da sollte man erst mal schauen, wer der zuständige Kostenträger für einen ist. Es gibt zwei große Kostenträger in Deutschland, da sind zum einen die Deutsche Rentenversicherung. Die sind der richtige Ansprechpartner für alle Menschen, die noch im Berufsleben stehen. Der zweite große Kostenträger wären die gesetzlichen Krankenversicherungen. Wenn man also berufstätig ist, müsste man zusätzlich noch einen Reha-Antrag stellen. Der hat auch einen schönen Namen, der nennt sich G0100, den können wir auch gerne verlinken. Der ist sehr umfangreich, und dieser ausgefüllte Reha-Antrag sollte dann zusammen mit dem ärztlichen Befundbericht an den richtigen Kostenträger zugesendet werden. Aber hier kann man auch nichts falschmachen, wenn für einen die gesetzliche Krankenversicherung zuständig ist, dann wird das eigentlich auch in der Regel weitergeleitet.
Rebecca Jung: Okay, also ich fasse nochmal zusammen, wenn ich berufstätig bin, dann muss ich sowohl das Formular G100 ausfüllen, als auch mit meinem Hausarzt oder Facharzt den medizinischen Befundbericht.
Tim Becker: Richtig, genau.
Rebecca Jung: Das G100, fülle ich das alleine aus oder brauche ich da auch Hilfe von Experten, Expertinnen?
Tim Becker: Nein, das sollte man alleine ausfüllen können.
Rebecca Jung: Okay, gut. Und im Falle, dass ich berufstätig bin, gebe ich die Sachen zur Post sozusagen, ich mache das selber. Es sei denn, ich habe eine psychosomatische Rehabilitation beantragt, in dem Falle macht das der Psychotherapeut oder die Psychotherapeutin für mich.
Jil Lattek: Korrekt.
Jil Lattek: „Anschlussheilbehandlung“ nach Aufenthalt im Krankenhaus
Minute: 00:10:19
Rebecca Jung: Okay. Und weil das noch nicht kompliziert genug ist, erwähne ich an der Stelle noch einmal kurz, dass das alles nicht nötig ist, wenn ich zum Beispiel auf der Intensivstation mit Corona lag und beatmet werden musste und jetzt in die neurologische Frührehabilitation komme, weil es sich dann um eine sogenannte Anschlussheilbehandlung handelt und das Krankenhaus das von sich aus organisiert.
Tim Becker: Ja, genau, das sollte dann der Sozialdienst des jeweiligen Akutkrankenhauses dann übernehmen.
Rebecca Jung: Genau. Also der Unterschied ist der, wenn sich die Reha direkt an einen Krankenhausaufenthalt anschließt, dann handelt es sich um ein sogenanntes Anschlussheilverfahren und dann kümmert sich der Sozialdienst des Krankenhauses. Und wenn ich aber schon seit Wochen, Monaten Zuhause bin mit meinen Symptomen Long-Covid-, Post-Covid-Symptomen, ich war nicht in einem Krankenhaus oder ich war vor Monaten in einem Krankenhaus, dann handelt es sich um ein sogenanntes Heilverfahren. Und ich muss selbst aktiv werden, zu den Psychotherapeut:innen gehen, zu einem Facharzt gehen, zu einem Hausarzt gehen und mit dem gemeinsam beziehungsweise alleine die notwendigen Formulare ausfüllen und an den Kostenträger schicken. Hierbei unterscheiden sich dann die Kostenträger danach, bin ich berufstätig, geht es an die Deutsche Rentenversicherung, bin ich nicht berufstätig oder nicht mehr berufstätig, geht es an die Krankenkasse, korrekt?
Jil Lattek: Perfekt.
Jil Lattek: Mein Wunsch- und Wahlrecht
Minute: 00:11:54
Rebecca Jung: Okay. Ich weiß, dass es so etwas wie das Wunsch- und Wahlrecht gibt. Genau, Jil, magst du mal erklären, was das Wunsch- und Wahlrecht ist und wie ich davon Gebrauch mache?
Jil Lattek: Gerne. Also generell ist es so, dass Patienten ein gesetzliches ihnen zustehendes Wunsch- und Wahlrecht zusteht. Das heißt, als allererstes ist wichtig, dass natürlich die Diagnose zu der Klinik passt, ne. Das heißt, dass die Klinik auch die Krankheit behandelt, weswegen man behandelt werden möchte. Wenn das gegeben ist, dann kann der Patient die Klinik, also von seinem gesetzlichen Wunsch- und Wahlrecht Gebrauch machen und sich die Klinik selber aussuchen. Das ist, finde ich, ganz wichtig zu wissen, ne. Weil oft schlagen die Kostenträger Kliniken vor, die kann man dann gerne nehmen, aber muss man nicht. Wenn einem eine andere Klinik eher zusagt, dann darf man von diesem Wunsch- und Wahlrecht Gebrauch machen und sich die Klinik aussuchen.
Rebecca Jung: Wie mache ich das?
Jil Lattek: Das ist eine sehr gute Frage. Das heißt, wenn die Passung gegeben ist, dann würde ich tatsächlich auf individuelle Faktoren gucken. Also entweder man guckt sich die Lage an, man guckt, wie weit ist die Klinik entfernt. Wünscht man sich eine Klinik in der Nähe oder wünscht man sich eine Klinik, die weit weg ist? Bietet die Klinik Einzelzimmer? Oder auch, was ganz am Anfang ja angesprochen wurde, kann man in der Klinik vielleicht Kinder mitnehmen, kann man seinen Hund mitnehmen? Da gibt es ganz viele individuelle Faktoren, die man berücksichtigen kann. Was ich aus der Praxis sagen kann, was mir die Patienten berichten, warum war das eine gute Reha, warum hat die Reha mir gutgetan oder nicht, ist tatsächlich aber das Klima, die Mitarbeiter. Sind die überarbeitet, haben die viel Zeit für die Patienten? Das ist auch das, was ich immer wieder höre, was im Endeffekt das ausschlaggebende Kriterium ist, warum sich die Patienten in einer Klinik wohlfühlen oder eben nicht.
Rebecca Jung: Da komme ich gleich nochmal drauf zurück, Jil, das ist ein interessanter Punkt. Letzten Endes, einmal ganz kurz die Frage an dich, Tim, vielleicht. Wer bezahlt das dann, ich mein Kind mitnehme oder meinen Hund mitnehme, ist das auch eine ... also die Reha wird ja vom Kostenträger bezahlt, ne, aber wenn ich jetzt meinen Hund mitnehme, bezahlt der das dann auch?
Tim Becker: Nein, Hundemitnahme muss man selber zahlen. Wenn man sein Kind als Begleitkind mitnehmen möchte, dann kann man einen Kostenübernahmeantrag stellen und der wird dann in der Regel dann genehmigt von dem Kostenträger.
Rebecca Jung: Jil, wie beantrage ich denn das Wunsch- und Wahlrecht? Das muss ich ja wahrscheinlich irgendwo in meinem Antrag, bevor ich den wegschicke, sollte ich das ja wahrscheinlich irgendwo erwähnen, dass ich eine Reha-Klinik für mich rausgesucht habe.
Jil Lattek: Ja, also der Idealfall wäre natürlich, dass man, das haben wir zum Beispiel auch hier bei uns auf der Homepage, auf der DBKG-Homepage, dass man das Formular zum Wunsch- und Wahlrecht sich ausdruckt und ausfüllt. Ich habe aber tatsächlich auch schon von Patienten gehört, die haben einfach ihre Wunschklinik mit auf das ganz normale Antragsformular geschrieben, ist auch möglich. Aber der beste Weg wäre natürlich, wenn man das explizite Wunsch- und Wahlrecht noch mitschickt, das Formular dafür.
Rebecca Jung: Okay. Genau, werden wir auch verlinken in den Shownotes natürlich. Und, wie gesagt, noch einmal betont, das Wunsch- und Wahlrecht, das ist gesetzlich verbrieft, ne, das steht uns zu, sobald die medizinische Passung gegeben ist, kann ich nach anderen Kriterien mir eine Klinik aussuchen. Jil, du hast das eben angesprochen mit den Mitarbeitenden und dass das das Wichtigste ist in deiner Erfahrung vom Hörensagen, ob eine Reha als Erfolg oder als eine gute Zeit empfunden wird. In der Regel kenne ich die Mitarbeitenden ja vorher nicht. Was für Möglichkeiten habe ich denn, deiner Meinung nach, aus deiner Erfahrung heraus, jetzt die für mich passende oder beste Klinik zu finden? Wie würdest du vorgehen, wenn du für dich eine Reha-Klinik finden müsstest?
Rebecca Jung: Welche Kriterien helfen mir, mich für eine bestimmte Klinik zu entscheiden?
Minute: 00:15:33
Jil Lattek: Ja, also das ist tatsächlich super schwer, ne. Also ich würde auf jeden Fall mein Augenmerk nämlich genau darauflegen, auf das Klima. Und am besten hört man natürlich auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Das heißt, man fragt vielleicht Bekannte, Freunde. Wart ihr schon mal irgendwo, ward ihr da zufrieden, wie ging es euch da, und erkundigt sich so. Die andere Alternative ist natürlich, nach Google-Rezension zu schauen, nach Bewertungen der Kliniken zu schauen. Das, finde ich, ist auch immer eine super gute Möglichkeit. Da würde ich trotz alledem immer bedenken, dass natürlich in der Regel die Patienten sich an den Laptop setzen und was schreiben, die was gestört hat, ne. Und die Patienten, die so super zufrieden waren, die gehen wirklich Nachhause und sind fertig mit ihrer Reha. Das, finde ich, sollte man immer nochmal im Hinterkopf behalten, trotz alledem würde ich die trotzdem mir angucken, ja.
Rebecca Jung: Genau. Tim, hast du da noch was zu ergänzen? Wir haben jetzt, also Mund-zu-Mundpropaganda schlägt Jil vor, rumfragen, habt ihr gute Erfahrungen gemacht, die Google-Rezension. Oder auch Klinikbewertung.de, ne, da wird auch viel geschrieben über Klinikaufenthalte und die verschiedenen Eindrücke. Hast du noch einen Tipp, was man machen könnte, um die beste Klinik für sich zu finden?
Tim Becker: Ja, man kann zum Beispiel bei uns auf der Homepage auch sich die Kliniken anschauen. Wichtig ist ja auch für viele, wie sehen die Zimmer aus, wie ist die Lage der Klinik? Was wird dort überhaupt angeboten, was gibt es für Therapieangebote, was gibt es für Freizeitmöglichkeiten? Diese ganzen Informationen findet man aber auch zum Beispiel bei uns auf der Homepage für die jeweilige Klinik. Und, genau, das wären so meine Tipps.
Rebecca Jung: Genau, ja, die Webseiten halt zu nutzen, ja, genau, okay. Einen Punkt würde ich gerne noch mit euch besprechen, was passiert, ich habe jetzt meinen Antrag in den Briefkasten geworfen, im besten Falle, weil ich jetzt berufstätig bin, nochmal zur Erinnerung, ich habe das G100 ausgefüllt, ich habe mit meinem Behandler den Befundbericht ausgefüllt und ich habe auf einem separaten Blatt von meinem Wunsch- und Wahlrecht Gebrauch gemacht und eine Klinik aufgenommen oder beschrieben, in die ich gerne möchte. Das alles schicke ich jetzt an meinen Kostenträger, in meinem Fall, wie gesagt, berufstätig, wäre das die Deutsche Rentenversicherung. Wie lange muss ich denn jetzt warten, bis ich was von der Deutschen Rentenversicherung höre, Tim?
Rebecca Jung: Wann bekomme ich Rückmeldung von meinem Kostenträger?
Minute: 00:17:38
Tim Becker: Das sollte eigentlich innerhalb von drei Wochen passieren, das kann in Ausnahmefällen aber auch mal ein bisschen länger dauern. Das hängt vom Sachbearbeiter ab, wie viel grade dort zu tun ist, wie umfangreich, wie gut der Antrag ist.
Rebecca Jung: Und was höre ich dann von denen, also was kriege ich dann von denen?
Tim Becker: Idealerweise eine Kostenübernahme der Reha, eine Bewilligung und idealerweise natürlich dann auch die Wunschklinik. Gleichzeitig bekommt die Wunschklinik dann Bescheid, dass man als Patient dort aufgenommen wird. Die Wunschklinik bekommt alle Unterlagen vom Kostenträger und dann wird sich die Klinik innerhalb von zwei Wochen bei dem Patienten dann mit einem Einladungsschreiben und einem möglichen Aufnahmedatum melden.
Rebecca Jung: Das heißt, ich bekomme nach drei Wochen von der DRV Bescheid, ob meine Reha bewilligt wurde und ob meine Wunschklinik bewilligt wurde. Gehen wir mal davon aus, dass ja. Zwei Wochen später bekomme ich das Einladungsschreiben von meiner Wunschklinik mit einem möglichen Datum. Habe ich direkt zwei Fragen. Wie lange sind momentan die Wartezeiten auf einen Reha-Platz, Frage eins? Frage zwei, was mache ich, wenn mir das Datum, das da drinsteht, nicht passt, weil die Schwiegermutter 80 wird?
Rebecca Jung: Wie lang ist die Wartezeit auf einen Reha-Platz und was mache ich in der Zwischenzeit?
Minute: 00:18:52
Tim Becker: Ja, also die Wartezeiten sind ganz unterschiedlich. Bei unseren Kliniken zum Beispiel, wir haben in den psychosomatischen Kliniken Wartezeiten von einer Woche bis sechs Monaten. In den neurologischen Kliniken geht es erfahrungsgemäß immer ein bisschen schneller, da hat man Wartezeiten von zwei Wochen bis sechs Wochen circa bis zu einem möglichen Aufnahmedatum. Und, ja, was kann man machen, wenn einem das Aufnahmedatum nicht passt? Nach hinten raus kann man immer einen individuellen Aufnahmetermin dann mit der Klinik vereinbaren. Man sollte halt nur bedenken, dass so ein Bescheid, so ein Kostenübernahmebescheid von dem Kostenträger, sechs Monate gültig ist und innerhalb dieser sechs Monate sollte die Reha dann auch angetreten werden.
Rebecca Jung: Ah, okay, das ist ein guter Hinweis. Dann aber, also, okay, also bis zu sechs Monaten kann es also dauern, das sind ja die längsten Wartezeiten, die du eben vorgetragen hast. Jil, das ist ja eine lange Zeit. Was mache ich denn, also insbesondere, wenn es mir nicht gut geht? Also selbst wenn es nur drei Monate sind, die ich warten muss, was mache ich in den drei Monaten am besten?
Jil Lattek: Ja, also das ist definitiv eine lange Zeit. Was ich da aber nochmal gerne erwähnen möchte, ist natürlich, in der Psychosomatik oder bei psychologischen Erkrankungen ist es tatsächlich eine kurze Zeit. Wenn man wartet auf einen psychotherapeutischen ambulanten Therapieplatz, sind die Wartezeiten teilweise ein Jahr, ne. Also das ist immer noch eine relativ kurzfristige Lösung, auch wenn das trotz alledem sehr lange ist. Und was es da jetzt tatsächlich auch relativ neu gibt, sind digitale Gesundheitsanwendungen, abgekürzt DIGAs, die auch wieder der Hausarzt oder auch der Psychotherapeut verschreiben kann, um irgendwie die Zeit zu überbrücken. Das ist natürlich kein Ersatz für eine Reha oder für eine Psychotherapie, aber zur Überbrückung ist das wirklich ideal. Und, ja, das ist vielleicht natürlich dann nochmal jetzt ein neues Thema, aber auch das beantragt dann der Psychotherapeut und der Hausarzt und das ist eigentlich ziemlich unkompliziert und das kann ich auf jeden Fall empfehlen.
Jil Lattek: Reha oder Wunsch- und Wahlrecht wurde abgelehnt – was tun?
Minute: 00:20:45
Rebecca Jung: Okay. Ja, guter Tipp auf jeden Fall. Dann ganz zum Schluss natürlich die Frage noch, was mache ich denn, wenn mein Wunsch- und Wahlrecht abgelehnt wurde oder was mache ich, wenn meine Reha abgelehnt wurde, Tim, was empfiehlst du da unseren Patient:innen?
#00: 49:25-7#
Tim Becker: Also man kann auf jeden Fall Widerspruch einlegen, dazu hat man dann vier Wochen Zeit. Man sollte schauen, dass die Ablehnung, dass man einen schriftlichen Bescheid bekommen hat bezüglich der Ablehnung. Man sollte sich anschauen, welche Gründe da drinstehen. Dann kann man formlos einen Widerspruch einlegen gegen diese Ablehnung. Man kann auch gleichzeitig nochmal eine ärztliche Stellungnahme von dem behandelnden Arzt einholen, der dann auf diese Ablehnung und auf die Gründe dann eingeht und diese dann versucht zu entkräften.
Rebecca Jung: Okay, super. Genau und dann vielleicht von meiner Seite noch der Hinweis, es gibt den sogenannten Arbeitskreis Gesundheit, der sitzt in Leipzig und der unterstützt auch nochmal dabei, Reha-Antragsverfahren, die abgelehnt wurden, noch durchzukriegen. Mal abschließend, Tim, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, das, wenn ich Widerspruch eingelegt habe, dass dann meine Reha im zweiten Anlauf bewilligt wird?
Tim Becker: Die sollte eigentlich relativ hoch sein. Also nach meinen Erfahrungen wird den meisten Widersprüche dann stattgegeben. Es kann immer mal vorkommen, dass auch ein Widerspruch abgelehnt wird, aber dann muss man vorher ganz genau auf die Gründe schauen. Und im Zweifel dann tatsächlich Kontakt mit dem Arbeitskreis Gesundheit aufnehmen, die können einem da auch sehr gut weiterhelfen. Oder einen Fachanwalt für Sozialmedizinrecht kontaktieren, der wird sich diese Gründe dann auch nochmal anschauen und einen dann auch noch tatkräftig zur Seite stehen.
Tim Becker: Kontaktmöglichkeit Frühbesprechung oder Dr. Becker Infoservice
Minute: 00:22:30
Rebecca Jung: Okay. Aber das ist jetzt ein negativeres Ende als ich es mir für unsere kleine Folge gewünscht hätte, weil, in der Regel gehen die Reha-Anträge durch und zwar im ersten Anlauf, ne. Vielen lieben Dank für eure Zeit. Ich denke, wir konnten gemeinsam einige Fragen rund um die Long- beziehungsweise Post-Covid-Reha klären. Wenn für Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, etwas unklar geblieben ist, können Sie sich gerne entweder per Mail an die Frühbesprechung mit der Adresse fruehbesprechung@dbkg.de wenden oder an dich, Tim, oder, also so Fragen rund um Reha, Klinikwahl und Reha-Antrag, beantwortest du auch gerne?
Tim Becker: Auf jeden Fall, sehr gerne. Ich freue mich über zahlreiche Anrufe oder E-Mails.
Rebecca Jung: Wie kann man dich erreichen?
Tim Becker: Ich denke mal, dass wir auch noch in den Shownotes den Dr. Becker Infoservice verlinken. Ich bin telefonisch zu erreichen und per E-Mail, telefonisch über die 0221 588 30 822 oder per Email über infoservice@dbkg.de.
Rebecca Jung: Genau und, Jil, du stehst für Psychotherapeut: innen, ne, zur Verfügung, wenn die Fragen haben zu was genau?
Jil Lattek: Ganz genau, also mich können Psychotherapeut:innen erreichen zu Fragen bezüglich der Beantragung. Also erst mal dieses rein Formale, wie kann ich eine Reha für meine Patienten beantragen? Aber auch, wenn die Psychotherapeuten Fragen haben, welche Patienten passen, ne? Also so, welche Patienten sind für die Reha geeignet, welche Reha-Klinik ist für meinen Patienten geeignet? Und da kann man mir dann auch wirklich die Fälle vorstellen und dann kann ich was dazu sagen.
Rebecca Jung: Okay, prima. Ich glaube, damit haben wir es für heute. Vielen Dank nochmal für eure Zeit, fürs Mitmachen, liebe Jil, lieber Tim. Und Ihnen vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal. Okay, tschüss, ihr beiden, schönes Wochenende.
Jil Lattek: Tschüss, gleichfalls.
Tim Becker: Tschüss, vielen Dank.
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